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Hilferuf aus Asien

Ort: Chinesisch-kirgisische Grenze (Pamirgebirge)

Was machen die beiden Männer in unserem Hotelzimmer?

Sie rauchen, spucken Schalen von Sonnenblumenkernen auf den Boden, wärmen sich am rostigen Kohleofen in der Mitte des Zimmers.

Wir sitzen auf unseren Betten, wühlen in unseren Packtaschen nach Essbarem. Wir lächeln den beiden zu. Einer spuckt auf den Boden. Keine Sonnenblumenkerne, sondern richtig.

"Resturan", sage ich und mache kreisende Bewegungen auf meinem Bauch.

Sie hören auf, Sonnenblumenkerne zu knacken, stehen auf. Wir gehen zusammen hinaus.

Einer fragt: "Tualet?"

Nein, danke! Allein der Gedanke an den Lehmbau im Hinterhof... Die Haufen von mehreren Wochen türmen sich in dem dunklen Loch - und im Hof.

Ich sage noch einmal: "Resturan."

Er versteht, deutet die matschige Dorfstraße hinunter, wo sich Lkw an Lkw reiht. Es riecht nach verbrannter Steinkohle und Urin. Eine Kuh wühlt in einem schmierigen Müllberg und zieht ein Stück aufgeweichte Pappe heraus. Immerhin.

Es schneit.

Erkeshtam

Etwas weiter unten öffnen zwei Uiguren die Tür zu einem kleinen Restaurant. Kurz dröhnt ein Fernseher auf die Straße. Auch wir flüchten uns in die Wärme des Restaurants. Uiguren und Kirgisen sitzen um den Ofen in der Mitte des Raumes und schauen gelangweilt zum Fernseher hoch, der auf einem Regal von der Ecke auf Uigurisch für ein Parfum wirbt.

Es riecht nach Essen. Wir bestellen eine Portion Reis mit Gemüse. Die Gäste am Ofen beobachten uns. Lächeln ist wertvolle Kommunikation.

Nach zwei Portionen fühlen unsere Knochen wieder Wärme, zahlen und gehen zu unserem Hotel zurück.

Mittlerweile ist es dunkel.

Der morastige Hof mit der Lehmhütte und dem überfüllten Loch darin ist mit einem Vorhängeschloss am eisernen Tor verriegelt. Ich bin gar nicht so traurig, pinkle an eine Hauswand und schrecke drei Esel auf. Sie trotten auf die andere Seite der dunklen Straße, an deren Ende ein beleuchteter chinesischer Zweckbau residiert. Davor hat jemand ein paar chinesische Soldaten hingestellt: Die Grenze nach Kirgistan.

Wir fragen dort einen Uniformierten, wann die Grenze wieder aufmacht.

Er lächelt höflich: "Die Grenzbeamten müssen an diesem Wochenende ruhen. Montag ist die Grenze wieder offen."

Montag? Heute ist Freitag.

Bis Montag hier?

Wir finden in diesem verdreckten, von unwirtlichen, kahlen Bergen umgebenen trostlosen Grenzort tatsächlich ein kleines verrauchtes Internetcafe.

Hört uns jemand?